Deutschsprachige Evangelische Gemeinde Prag

Unsere wichtigsten Veranstaltungsorte sowie Interessantes zur Kirche

"Unsere" Kirche Sankt Martin in der Mauer

 

Adresse: Martinská 8, 110 00 Praha 1

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"Unsere" Kirche ist für uns ein großes Geschenk, denn wir dürfen sie nutzen, d.h. wir teilen sie mit anderen. Aus diesem Grund sind für uns vorherige Absprachen zur Nutzung unerlässlich. 

Hier finden unsere Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Jubeleinsegnungen, der Kirchenkaffee, Konzerte sowie die Begegnungen mit Touristinnen und Touristen statt.

Sie ist zentral am Rande der Altstadt gelegen, unweit des Wenzelsplatzes.

Erreichbarkeit mit Öffentlichen Verkehrsmitteln:

     

  • Metrolinie "gelb" (B) bis zur Station Národní třída oder Můstek
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  • Metrolinie "grün" (A) bis zur Station Můstek
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  • Straßenbahnlinien 9, 17, 18, oder 22 bis zur Haltestelle Národní třída
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Bitte beachten Sie, dass es KEINE Parkmöglichkeiten an der Kirche gibt (ausschließlich Anwohnerparkplätze Prag 1).

Unsere Einführungspräsentation mit vielen schönen Fotos und kurzen Informationen zur Kirche St. Martin in der Mauer finden Sie hier.

Interessantes zur Geschichte der Kirche lesen Sie hier.

 

Evangelischer Gemeinderaum

 

Adresse: Na Doubkové 8, 155 00 Praha 5

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Er befindet sich in der Kirche unserer tschechischen Partnergemeinde in Praha 5 - Smichov, unweit der Metrostation Anděl und des Einkaufscenters Novy Smichov.

Hier finden beispielsweise unsere wöchentlichen Veranstaltungen, Gemeinde-Feste oder Gemeindevorstands-Sitzungen statt.

Erreichbarkeit mit Öffentlichen Verkehrsmitteln:

     

  • Metrolinie "gelb" (B) bis zur Station Anděl
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  • Straßenbahnlinien 4, 5, 12 oder 20 bis zur Haltestelle Na Knížecí
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  • Bus 137 (eine Haltestelle von Na Knížecí bis Santoška)
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Bitte beachten Sie, dass der Zugang zum Raum leider nicht barrierefrei ist.

Sankt Martin in der Mauer - Aus der Geschichte der Kirche

Die Kirche Sankt Martin in der Mauer wurde in den Jahren 1178–1187 im romanischen Stil erbaut, wahrscheinlich an der Stelle einer früheren romanischen Kapelle. Nach der Kirche benannte man auch die Siedlung, für die die Kirche gebaut wurde: das Sankt-Martins-Viertel. Zu der Kirche gehörten zudem ein Friedhof und eine Schule. In den Jahren 1249–1253 wurde die neue Stadtmauer errichtet, die diese Pfarrgemeinde in zwei Teile trennte – ein Teil lag nun innerhalb und einer außerhalb der Stadtmauer. Die Kirche wurde anschließend im gotischen Stil so umgebaut, dass ein Teil des Mauerwerks direkt an die Stadtmauer anschloss, und so nannte man die Kirche fortan „Sankt Martin in der Mauer“.

Während der Regierungszeit Kaiser Karls IV. wurde die Kirche noch einmal umgestaltet und dabei das Gewölbe erhöht (der Boden war damals zweieinhalb Meter tiefer als heute!).

Die Pfarrer der Martinskirche schlossen sich sehr früh der Reformbewegung an, die zur tschechischen Reformation führte – Pfarrer Václav aus Jičin, genannt Rohle, sagte privat über die Ablässe „des gnädigen Sommers“ 1393, es handele sich nicht um Ablässe, sondern um Wahnvorstellungen. Das war zu Zeiten, als sich selbst der junge Jan Hus noch Ablässe kaufte. Der berühmteste Moment in der Geschichte der Kirche Sankt Martin in der Mauer kam kurz danach: Im Herbst 1414 wurde hier in Prag nach einigen hundert Jahren wieder das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert – mit Brot und Wein für alle Teilnehmer. Unter dem Einfluss des bedeutenden hussitischen Theologen Jakoubek aus Silberstadt feierte es der örtliche Priester Jan aus Graz.

Jan Hus, der sich für das Abendmahl in beiderlei Gestalt für diejenigen Laien einsetzte, die einen tiefen geistlichen Bezug dazu hätten, äußerte sich dazu aus dem Gefängnis in Konstanz gegenüber Jakoubek aus Silberstadt folgendermaßen: „Lieber Jakub, habe damit keine Eile, wenn es Gott gibt und ich zurückkehre, möchte ich dir dabei gerne helfen“. Die Kirche Sankt Martin in der Mauer bildete damals neben der Bethlehemskapelle und der Kirche der Heiligen Adalbert und Michael eine Säule der Prager Reformation. Dank großzügiger Stifter erlebte die Kapelle kurz darauf eine neue Blüte – im Jahr 1488 ließ der Eigentümer des Nachbarhauses (Platejzhaus), Herr Holeš von Květnice, die Seitenschiffe im spätgotischem Stil errichten. Im Gegenzug dazu durfte er einen Gang bauen, der von seinem Haus direkt in die Kirche führte – die Spuren dieses „Lufteingangs“ kann man noch heute von außen an der östlichen Seite der Kirche sehen. Eine weitere Stifterin war Dorota Vančurová, eine Bürgerin aus Louny und Cousine des berühmten Dalibor von Kozojedy, die der Kirche im Jahre 1498 fünf Beutel Meißener Groschen für den Abendmahlwein spendete.

Die Kirche besitzt aber auch ihre eigene „schwarze Chronik“: Im Jahr 1520 brach im Pfarrhaus die Pest aus, die anschließend in ganz Prag wütete. Auf dem hiesigen Friedhof wurde ein Teil der Gefallenen der Schlacht auf dem Weißen Berg im Jahr 1620 beerdigt. Der letzte evangelische Eintrag in die Chronik stammt vom 13. Dezember 1621: „Als der Erlass der Priesterschaft (über den Ausschluss der nichtkatholischen Geistlichen) gegen den Pfarrer und andere erging, trafen sich diese und saßen traurig beisammen ...“ Bereits im Jahr 1622 fand die offizielle „Abberufung“ des Kelchs an gerade dem Ort statt, an dem er zum ersten Mal Laien gereicht worden war. Das nächste wichtige Ereignis war der Großbrand der Stadt am 15. Oktober 1678, bei dem auch das Dach von Sankt Martin in der Mauer Feuer fing. In der Folge mussten der Turm repariert und die Glocken neu gegossen werden, die bei dem Brand geschmolzen waren.

Im 18. Jahrhundert wurden auf dem Friedhof einige Mitglieder der Familie Brokoff beerdigt, die in der Nähe eine Bildhauerhütte hatten.

Im Jahr 1784 wurden die Kirche und der Friedhof von Kaiser Josef II. nach einem Besuch geschlossen, bei dem er sie als „finster, feucht und mitgenommen“ befunden hatte. Das Gebäude diente anschließend als Lagerraum, als Wohnungs- und Geschäftshaus und beherbergte einen berühmten Delikatessenladen sowie eine Kneipe, zu der vielleicht sogar ein Tanzsaal gehörte. In den Zeiten der Sanierung der Prager Altstadt um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde das Gebäude auf Wunsch des Politikers Ladislav Rieger von der Stadt gekauft und sehr gekonnt nach dem Vorschlag des Architekten Kamil Hilbert rekonstruiert.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Kirche langfristig an die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder verpachtet. Bis zum heutigen Tag dient sie nun wieder als Kirche. Erst wurde sie für Zwecke der evangelischen Wehrverwaltung, später für die Jugendarbeit (Abendgottesdienste) und fremdsprachige Gottesdienste (früher auf Englisch, nun auf Deutsch) genutzt. Unter der kommunistischen Diktatur bildeten die Abendgottesdienste ein wichtiges geistliches Zentrum der in Prag studierenden evangelischen Jugend, und die Kirche Sankt Martin in der Mauer trug dadurch einen bedeutenden Teil zur Entwicklung der gegenwärtigen Generation evangelischer Gläubigen bei.

Derzeit treffen sich in der Kirche zwei Gemeinden – sonntagvormittags um 10:30 Uhr finden hier die Gottesdienste der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde statt, und abends um 19:30 Uhr werden tschechische Gottesdienste für die Jugend gefeiert, bei denen sich die Prediger abwechseln. Damit schließt Sankt Martin in der Mauer an die Predigertraditionen der Bethlehemskapelle an.

 

 

Was man in der Kirche nicht übersehen sollte

Innenausstattung

Rechts vom Eingang befindet sich der gut erhaltene Grabstein der Johanka Maczerová von Letošice († 14. März 1608) mit der Gestalt eines Mädchens im langen Kleid nach spanischer Mode mit Spitzenkragen und mit einem Kissen unter dem Kopf, auf dem steht: „Im Jahr 1608 am Freitag nach der Fastenzeit ist Johanka, Tochter des bekannten Herrn Petr Maczer von Letošice, gestorben und hier liegt sie und erwartet das glückselige Auferstehen von den Toten“.

Eine echte Rarität, die man in keiner anderen Prager Kirche sehen kann, ist die Holzbalkendecke in dem linken Schiff. Die Decke, bemalt mit Pflanzen- und Tiermotiven, wurde wahrscheinlich nach dem Großbrand im Jahr 1678 gebaut.

Wenn wir uns auf einen der im Mittelschiff aufgestellten Stühle setzen und nach oben sehen, können wir uns bequem das gotische Gewölbe des Chors anschauen, verziert mit schmalen Rippen, die in pittoresken Abschlüssen enden. Sehenswert ist auch die gemalte Verzierung der Decke des Hauptschiffes – man findet dort ein Schild mit dem Wappen des tschechischen Königreichs (ein Löwe mit Doppelschwanz im Sprung, umgeben von einem Lorbeerkranz), einen leeren Lorbeerkranz und die Wappen der bedeutenden Stifter aus dem 16. Jahrhundert: Beneš von Vlkanov (ein silberner Wolf mit goldener Zunge) und Holeš von Květnice (ein silberner Anker mit drei Haken).

Der goldene Kelch und die Bibel an der Stirnseite der Kirche sind ein Symbol der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, die in der Kirche ihre Gottesdienste feiert. Sie verweisen auf zwei wichtige Handlungen, die in diesen Räumen von den Hussitenzeiten bis heute (mit einer langen Pause von 1784–1918) zelebriert werden: Es wird das Gotteswort gepredigt und man feiert das Abendmahl. Der Kelch mit der Bibel symbolisiert für die Gemeinde Christus, den sie aus der Heiligen Schrift erkennt, und erinnert sie an die Zeiten, als sie für die Bibel und das Abendmahl kämpften (Hussitenzeiten) oder ihretwegen unter Verfolgung litten (die Zeiten nach der Schlacht auf dem Weißen Berg).

 

Außenansicht

Interessant ist der Kontrast, der sich dem Interessierten beim Blick auf die Innenausstattung und auf das Äußere der Kirche bietet: Von innen macht das Gebäude einen einheitlichen Eindruck, verstärkt durch die schlichte evangelische Ausstattung, von außen allerdings ist die Kirche sehr vielgliedrig und es verbinden sich in ihr gotische, barocke und neugotische Elemente.

An der westlichen Seite der Kirche mit dem heute benutzten Eingang kann man Bauteile und Plastiken vom Anfang des 20. Jahrhunderts sehen, die sehr gekonnt dem gotischen Charakter des Baus angepasst sind: das Eingangsportal mit einem Steinschild mit der Jahreszahl 1905 und den Initialen HK, das an den Architekten Kamil Hilbert erinnert, und das Wappen der Stadt Prag, das am Turm angebracht ist. Die Form des unteren Teils des Turms lässt vermuten, dass er ursprünglich ein Festungsturm der Stadtmauer war.

An der Nordseite der Kirche, die an der Martinska-Straße liegt, ist eine Gedenktafel angebracht, die an die Familie Brokoff erinnert. Hier kann man auch den umzäunten Rest des ehemaligen Friedhofs sehen. Rechts von ihm befindet sich ein Barockportal aus dem Jahr 1779, über dem der heilige Martin als Barockadliger dargestellt ist (die Darstellung lehnt sich an das ursprüngliche Altarbild von Karel Škréta an). Von dieser Seite aus sind im oberen Teil der Kirche drei kleine steile Dächer und ein barock abgeschlossener Turm erkennbar, der nicht zu der Kirche zu gehören scheint.

An der östlichen Wand der Kirche, hinter der die Gasse zur Narodní třída liegt, ist hoch oben der vermauerte Eingang zu erkennen, durch den die Holzbrücke in das Nachbarhaus „U Platýze“ führte. Sehenswert sind an dieser Stelle auch die auf dem Dach befindlichen Plastiken des grinsenden Steinbuben und der Eule.

 

Die Legende von Sankt Martin

Martin, ein römischer Soldat, der um das Jahr 334 im heutigen Frankreich diente, traf auf einem Kontrollgang bei einem Stadttor einen halbnackten Bettler, der um ein Almosen bat. Es war bitterkaltes Wetter, und ohne nachzudenken teilte Martin seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Bettler, um ihn vor der Kälte zu schützen. Als er später zum Bischof ernannt werden sollte, versteckte er sich lieber in einem Gänsestall, wurde aber durch das Geschnatter der Gänse verraten. Martin reagierte mit dem Ausspruch: „Verwünschte Gänserasse, dafür sollt ihr für immer bestraft werden“ –   damit wurde die Tradition der Martinsgänse am Tag des heiligen Martins (11. November) gegründet.

 

Das verlorene Siegel

Um den Friedhof, der zur Kirche St. Martin in der Mauer gehörte, rankt sich eine Legende, die erstmals Václav Hajek von Libočany († 1553) in seiner Tschechischen Chronik niederschrieb: Im Jahr 1386 lebte hier der Altstadtbürgermeister Jiří Šverhamr. Eines Tages kam er nach Hause, legte das Stadtsiegel mit dem Gürtel auf den Tisch und ging in eine andere Kammer. Seine Frau badete gerade das Kind in einem Zuber, und weil es schrie, gab sie ihm das Siegel zum Spielen. Später vergaß sie das Siegel und goss es mit dem Zuber auf die Straße. Dort fand es ein Bürger und brachte es auf das Rathaus. Die Schöffen ließen daraufhin den Bürgermeister rufen und verlangten, er solle das Siegel bringen. Als er nach Hause ging, um es zu holen, folgten ihm die Schöffen auf den Fersen und nahmen den Henker gleich mit, denn auf den Verlust des Siegels stand damals die Todesstrafe. Als der Bürgermeister ohne Siegel aus dem Haus trat, ließen sie ihn hinrichten und begruben ihn auf dem Friedhof von Sankt Martin. Die Legende sagt, dass der Geist des armen Bürgermeisters in einem mittelalterlichen Anzug mit dem Kopf unter dem Arm nachts, aber auch tagsüber, um die Kirche wandelt. Er erscheint nur unordentlichen und schlampigen Personen und rät ihnen, auf ihre Sachen Acht zu geben. Er ist ein gutherziges und harmloses Gespenst, und weil er nicht will, dass noch jemanden dasselbe Schicksal ereilt wie ihn, droht er diesen Leuten mit dem Zeigerfinger oder ab und zu auch mit der Faust.

 

Der Steinbube

Eine ordentliche Witwe, die in der ehemaligen Schule bei Sankt Martin in der Mauer wohnte, hatte einen sehr bösen Sohn. Als sie eines Tages von schwerer Arbeit nach Hause kam, sah sie eine Menschenmenge, die das Dach der Kirche beobachtete. Auf dem Dach lag ihr Sohn und sammelte Taubeneier. Die Leute schimpften ihn, aber er lachte sie nur aus. Als er nicht einmal auf seine Mutter hören wollte, rief sie im Zorn: „Du Tunichtgut, würdest du doch wegen deiner Sünden versteinern!“ Sie hatte ihre Worte kaum ausgesprochen, da wurde ihr Fluch Wirklichkeit...

 

(Quelle: https://martinvezdi.e-cirkev.cz/de/geschichte/kirchenfuhrer/)